Die Welt ordnet sich neu- politisch, wirtschaftlich und auch kulturell. Wo bleibt Deutschland bei dieser Neuordnung? Diese und andere Sachverhalte durchleuchtete Michael Moehnle, langjähriger Sprecher des Europäischen Parlaments und Pressesprecher der Bayerischen Staatsministeriums für Bundes- und Europaangelegenheiten in einem Vortrag vor 80 interessierten Schülerinnen und Schülern und Lehrerinnen und Lehrer an der Fach- und Berufsoberschule Traunstein.  

Eine wichtige Erkenntnis des Vormittags war die Tatsache, dass sich der geringe Anteil von etwa einem Prozent der Bundesrepublik an der Weltbevölkerung, auch in der Bedeutung Deutschlands für die Weltwirtschaft abzeichnet. So bilden allein Indien und China mit jeweils 18,2% bzw. 18,3% der Menschheit einen viel größeren Anteil. Dadurch ändert sich auch das wirtschaftliche Weltgefüge. Weder die EU noch die USA sind, wie noch vor Jahren, die Erdteile, die maßgeblich tonangebend in Wirtschaft und Kultur sind. Sie wurden überholt von den im asiatischen Freihandelsabkommen RCEP organisierten Staaten, die mit ca. 30% Anteil an der Weltwirtschaft und einer Bevölkerung von etwa 2,2 Milliarden Menschen den Markt dominieren. Auch weitere Konkurrenten, wie die von Russland und China gelenkten BRICS plus-Staaten oder die im globalen Süden vernetzten Mercosur-Staaten erobern sich ihren Platz in der Weltwirtschaft.  

Zu dieser wirtschaftlichen Veränderung, so Moehnle, komme eine wertpolitische Komponente hinzu: Russland erlebe eine beispiellose Wende hin zum Nationalismus, im Schulterschluss mit der russisch-orthodoxen Kirche, in der ein „heiliger Krieg“ der Kirche gegen den Feind aus dem Westen proklamiert wird; im Ukrainekrieg gefallene russische Soldaten werden zu Märtyrern stilisiert. Diese nationalistische Entwicklung, so Moehnle weiter, werde durch Putins Allianz mit dem chinesischen Machthaber Xi Jinping beschleunigt, da sich beide Staaten wirtschaftlich, politisch im UN-Sicherheitsrat und auch militärisch gegenseitig unterstützen. Zudem sei China Vorreiter bei der Transformation zu einer „digitalen Diktatur, die eine gleichgeschaltete, Dissens freie Gesellschaft“ formen wolle. Die dafür verfügbaren Technologien würden auch in Deutschland wirtschaftlichen Schaden anrichten: Laut Branchenverband Bitcom kamen allein 2023 46 Prozent der Cyberangriffe aus Russland und 42 Prozent aus China, die in Deutschland Kosten in Höhe von 200 Milliarden Euro verursachten.  

In der anschließenden Fragerunde wurden weitere interessante Gedanken formuliert. Auf die Anmerkung des Schülers Niklas Bühler, dass es erschreckend sei, wie verletzlich auch unsere Demokratie scheine und seine Frage, ob „in unserer Demokratie die richtigen, demokratiestärkenden Entscheidungen getroffen werden", antwortete Herr Moehnle, dass „[...] Krisen der Normalzustand unserer Welt sind, es aber die Stärke von Demokratien ist, mit Krisen umzugehen". Dies gelte auch für Entscheidungen, sowohl in den USA als auch in Europa. Der Schulleiter der FOSBOS, Dr. Bernd Seuling, ergänzte abschließend: „Demokratie kostet Kraft und Zeit, aber sie kann Probleme lösen". Er verstehe dies als Auftrag an jede Generation, sich dieser Aufgabe zu stellen. 

 

 

KONTAKT

Staatl. Fach- und Berufsoberschule
Wasserburger Straße 48

Telefon: 0861 209279-0 
Fax: 0861 209279-499
E-Mail: info@fosbos-ts.de

 

ÖFFNUNGSZEITEN

Mo. - Do. 
Fr.
von 7:30 Uhr bis 16:00 Uhr
von 7:30 Uhr bis 13:30 Uhr
Gesonderte Öffnungszeiten in den Ferien